Städte
Die ersten Siedlungsformen in unseren Breiten sind die Höhlen am Unterlauf der Flüsse Iskar, Yantra und Rusenski Lom. Im VI. Jahrtausend v. Chr. ist das Siedlungsnetz in Thrakien am weitesten entwickelt. Unter dem Einfluss von Bergbau, Viehzucht und Ackerbau weitet sich das Siedlungsnetz in der Folgezeit auf die Rhodopen, das Stara-Planina-Gebirge (Balkan), das Sofioter Gebiet, die Region Vratsa u.a. weiter aus. Eingangs des IV. Jahrtausends v. Chr. gibt es auf dem heutigen Landesgebiet Bulgariens rund 3.000 Siedlungen. Im III. Jahrtausend v. Chr. entstehen die ersten Festungen aus Stein.
Ab Ende des II. Jahrtausends v. Chr. ist die Siedlungsentwicklung in unseren Landen eng mit den Thrakern verbunden und spiegelt ihre Kultur wider. Als thrakische Ansiedlungen entstehen Sofia (Serdika), Plovdiv (Pulpudeva), Yambol (Kabile), Stara Zagora (Vereya), Kyustendil (Pautalia), Blagoevgrad u.a.
Im VIII. Jahrhundert v. Chr. entstehen im ägäischen Thrakien die ersten griechischen Städte – Kolonien (Apoikii) und – im VII. Jahrhundert v. Chr. werden auch die meisten unserer heutigen Schwarzmeerstädte gegründet – Varna (Odesos), Sozopol (Apolonia), Pomorie (Anhialo), Tsarevo (Vasiliko), Nesebar (Mesembria) u.a.
Im II. Jahrhundert v. Chr. werden in den heutigen bulgarischen Landen die ersten römischen Siedlungen gebaut – Festungen entlang der Donau und der Balkan-Pässe sowie Wegestationen in der Donau-Ebene. Aus der Römerzeit stammen Vidin (Bononia), Svishtov (Nove), Ruse (Sexaginta Prista), Silistra (Durostorum), Montana (Montanezium), Lovech (Melta), Pleven (Storgozia), Razgrad (Abritus), Stara Zagora (Augusta Trayana) u.a.
Mit der Gründung des bulgarischen Staates steigt die Zahl der Siedlungen rasch an. Zur Zeit des Ersten Bulgarischen Reiches (681-1018) erreicht deren Zahl bis zu 20.000.
In Nordostbulgarien werden neue Städte errichtet, wie Pliska, Preslav, Shumen u.a. Während des Zweiten Bulgarischen Reiches (1185-1396) entstehen Niederlassungen wie Tarnovo, Cherven, Boruy, Krakra, Karvuna, Kran u.a.
Ende des XVII. Jahrhunderts werden im Umfeld von Gasthäusern und Landgütern (Chiflik) bulgarische Siedlungen gebaut, ab Anfang des XVIII. Jahrhunderts entwickeln sich Gebirgsorte wie Kotel, Koprivshtitsa, Elena, Tryavna, Gabrovo, Sliven, Samokov u.a. zu Gewerbezentren.
In und im Umland der Städte aus der Zeit der Thraker, Griechen, Römer sowie des Ersten- und Zweiten Bulgarischen Reiches sind Überreste von Festungen oder Ansiedlungen erhalten. Heute gibt es in Bulgarien 256 Städte. Die größten Städte sind Sofia, Plovdiv, Varna, Burgas, Ruse, Stara Zagora und Pleven. Im Osten des Landes sind die Schwarzmeer-Kurstädte gelegen: Shabla, Kavarna, Balchik, Varna, Byala, Obzor, Nesebar, Pomorie, Burgas, Sozopol, Primorsko, Sveti Vlas, Chernomorets, Tsarevo, Kiten, Aheloy und Ahtopol.
Städte mit entwickeltem Gebirgstourismus sind Samokov, Bansko, Dobrinishte, Chepelare, Smolyan, Elena, Troyan, Teteven u.a.
Darüber hinaus gibt es in unserem Land zahlreiche Städte, die sich als Kurstädte der Bäderheilkunde verschrieben haben: Bankya, Varshets, Velingrad, Hisarya, Sapareva Banya, Strelcha, Kyustendil, Devin u.a.
Von touristischem Interesse sind zudem die Donau-Städte Vidin, Lom, Kozlodui, Oryahovo, Nikopol, Belene, Svishtov, Ruse, Tutrakan und Silistra.
Viele bulgarische Städte haben ihre Wiedergeburts-Architektur bewahrt: Kotel, Koprivshtitsa, Karlovo, Kalofer, Sopot, Elena, Tryavna, Bansko, Melnik (die kleinste Stadt Bulgariens) u.a.
In einigen Städten gibt es erhaltene oder rekonstruierte architektonisch- ethnografische Freilichtmuseen: Plodviv (Altstadt), Nesebar (Altstadt – UNESCO), Gabrovo (Etara), Sozopol (Altstadt), Dobrich (Antikes Dobrich), Zlatograd (Arealer Komplex), Smolyan (Stadteile Raykovo und Ustovo), Blagoevgrad (Varosha), Sevlievo (Ethnografischer Komplex), Malko Tarnovo, Veliko Tarnovo (Samovodska Charshia) , Pleven (Wiedergeburts-Komplex), Razgrad (Varosh) u.a.
Enormes touristisches Interesse verzeichnen zudem die alten bulgarischen Reichshauptstädte Pliska, Veliki Preslav und Veliko Tarnovo.